11. Januar 2013

In Patagonien

In Puerto Madryn stellten wir schnell fest, dass die Wetterbedingungen im Süden ein bisschen rauher sind als im warmen Norden Argentiniens. So stopften wir unsere Wollmützen und Handschuhe griffbereit in’s Handgepäck und schnappten uns den nächsten Nachtbus unserer Reise, noch weiter Richtung Südpol, mitten in’s „Herz Patagoniens“. So standen wir dann einen Tag später in der Kleinstadt „El Calafate“, merkten aber erst mal gar nichts von der Abgeschiedenheit und Einsamkeit der Region... Edelrestaurants, teure Hotels, ein Casino; so quasi das St. Moritz der Südhalbkugel - einfach ohne Skipisten. J

Die Hauptattraktion der Region ist aber ohnehin nicht die Stadt selbst, sondern der spektakuläre Gletscher „Perito Moreno“. Wir reservierten uns gleich einen Nachmittag für dieses Naturwunder, und es hat sich definitiv gelohnt. Die bis zu 77m hohe, blau schimmernde Gletscherwand ist schon im ruhigen Zustand sehr beeindruckend. Da sich der Gletscher täglich 2 Meter fortbewegt, fallen auch immer wieder Eisblöcke in den See und treiben dann als Eisberge im Wasser. Das Beobachten des Gletschers war dann auch 100mal spannender als alle Filme die wir bisher in den lokalen Bussen zu sehen bekamen (wobei diese Messlatte auch nicht sehr hoch liegt. J). Und knappe 5 Minuten bevor wir diesen magischen Ort verlassen mussten, gab’s dann tatsächlich noch ein „Abschiedsfeuerwerk“: Ein hausgrosser Eisblock löste sich krachend aus der Felswand und stürzte mit Getöse in die Fluten. Leider war zu diesem Zeitpunkt der Akku unserer Kamera bereits leer... wir hatten zuvor mehrere Videos von diesem Eisblock gedreht, wie er seelenruhig in der Wand stand und einfach nicht runterfallen wollte. J

Weiter ging’s dann am letzten Tag im 2012 in das Bergdorf „El Chaltén“. Obwohl auch hier der Tourismus im grossen Stil angekommen ist, konnte dieser Ort irgendwie seinen Charme behalten. Wunderschön gelegen in einem Flusstal, „beschützt“ von der überragenden Silhouette des Berges „Fitz Roy“... einfach idyllisch. Ins neue Jahr starteten wir dann mit zwei Wanderungen zu den Gletscherseen „Laguna Torre“ und „Laguna Capri“, und das bei unpatagonisch wunderschönem Wetter.

Richtiges „patagonisches“ Klima gab’s dann ein paar Tage später im chilenischen Nationalpark „Torres del Paine“. Kaum angekommen begann es zu regnen, aufgrund der Winde teilweise waagrecht, und wegen Nebels konnten wir von der Natur auch nicht wirklich viel erkennen. Wir wanderten trotzdem mal los, kapitulierten jedoch bald mal vor dem Regen, und kehrten wieder zu unserer trockenen Schutzhütte zurück. Was uns jedoch auffiel, waren die Menschenmassen, welche auf dem berühmten W-Wanderweg des Parks unterwegs waren. Wir entschieden uns deshalb am nächsten Tag für eine weniger bekannte Route entlang eines Gletschersees. Landschaftlich vielleicht nicht ganz so interessant, aber da uns auf 18km Wanderweg nur gerade 5 Wanderer begegneten, fühlten wir uns endlich mal so wie wir’s uns vorgestellt hatten: Ganz nahe am „Ende der Welt“. J

Und dann wäre da noch ein weiters Kapitel zu „Chile – das zivilisierteste Land Südamerikas“. Wie im vorletzten Blog erwähnt machten wir in bei unserer ersten Einreise im Norden dieses Landes schon ein paar ungemütliche Erfahrungen. Diese hatten wir aber erfolgreich verdrängt und freuten uns, im kühlen Süden erneut einzureisen. Kaum an unserem Zielort in Puerto Natales angekommen mussten wir jedoch feststellen, dass unser Hostel unsere Reservation falsch notiert hatte, und wir deshalb für die Nacht nach der Rückkehr aus dem Nationalpark plötzlich eine neue Unterkunft suchen mussten. Immerhin organisierte uns die Empfangsdame ein Zimmer in einem Hotel, wo wir dann auf andere Reisende trafen, welche offensichtlich auf dieselbe Weise dort landeten. Unser Gedanke: Wer einen Internet-Reservationsservice anbietet, sollte vielleicht vorher schon mal einen Computer bedient haben. J Zum Glück gibt's in Puerto Natales ein gemütliches Kleinbrauerei-Restaurant... und nach ein paar Gläsern selbsgebrautem Bier und einem Kilogramm Pommes haben wir uns mit Chile doch noch angefreundet. J

Noch was für Statistiker: Mittlerweile haben wir in Südamerika schon über 240 Stunden, oder anders ausgedrückt 10 volle Tage, in Bussen verbracht. Fazit: In Neuseeland mieten wir wieder ein Auto. J


Angekommen im tiefen Süden
Ja, es war kalt. J
Gletscher "Perito Moreno"
Eine halbe Sekunde zu spät... Flutwelle nach dem Abbruch eines Eisblocks
Prost!

Wandern in "El Chaltén"
Laguna Torre mit dem Berg "Cerro Torre"
Das ganze Panorama ohne Wolken (links: Cerro Torre, rechts: Fitz Roy).
Am südlichsten Punkt unserer Reise....
Endlich mal ein Foto, wo man den Wind "sieht" - Torres del Paine
Gletschersee im Nationalpark

Immerhin zwei Drittel des "Paine Grande" waren zu sehen. :-) 



1 Kommentar:

  1. Schön, dass ihr euch mit Chile doch noch angefreundet habt. Mit anderen Worten: "D'Chile isch wieder im Dorf".
    Danke für die Super-Infos und weiterhin viel Erfolg bei der Aufholjagd nach Sandra...!
    Ubo

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